NABU Fellbach

Sie sind hier: Startseite » Aktuelles » Nachrichten »

Walk & Talk: Der Wein und der Markt – ein Ausblick

 

Bei herrlichem Sommerwetter fanden sich am Sonntag 12. Mai über ein Dutzend Mitwanderer beim zweiten Walk & Talk dieses Jahr ein.


Diesmal ging es um den Wein und den Markt, einem wahrlich spannenden Thema. Vor allem in einem der schönsten Weinbaugebiete Baden-Württembergs, rund um den Kappelberg.
Und die Organisatoren des Walk & Talk, Petra Hübner vom NABU und Tilmann Wied vom SVF haben für dieses sehr aktuelle Thema einen der Weinbaupioniere Baden-Württembergs gewinnen können: Gert Aldinger.


Schwungvoll stieg der frisch gekürte Träger des Verdienstordens des Landes ein. Denn gleich am ersten Weinberg zeigten sich die immensen Frostschäden diesen Jahres. Die meisten Weinberge am Kappelberg sind zwar noch glimpflich davongekommen, allerdings sah man bei manchen Sorten das Ergebnis der letzten kalten Nächte. Diese Weinreben fallen vom Ertrag her in 2024 leider aus. Laut Aldinger sind dabei nur etwa die Hälfte der Betriebe gegen diese Schäden versichert.


Dies ist angesichts der Marktentwicklung der letzten 10 – 15 Jahre für viele Weingüter verheerend. So müssen die allermeisten Winzer zwischenzeitlich mit einem solch starken ökonomischen Druck leben, dass Etlichen regelrecht die Luft ausgeht. Aldinger berichtete von Entwicklungen, die jeden Weinliebhaber aufhorchen lassen müssen.


Allein in den nächsten 10 Jahren werden rund 20 % Rebfläche verloren gehen. Dies hängt in erster Linie damit zusammen, dass Weinbau nicht mehr auskömmlich ist. Kommen dann noch Umweltereignisse wie Frost und Hagelschlag hinzu, so trifft es alle Betriebe; zum Teil substanziell. Und der Markt verzeiht nicht. Können Lieferverträge nicht erfüllt werden, ist der Kunde weg. Oft für immer.


Auf das Thema Trockenheit angesprochen führte Aldinger aus, dass dies durch qualitätsvolle Bodenarbeit meist gut gemeistert werden kann. Anhand einiger bereits im Bio-Betrieb geführten Weinberge sah man gut die Arbeit unter dem Weinstock. Dies ist natürlich aufwendiger als im konventionellen Weinbau, zahlt sich jedoch aus.


Gravierender dagegen ist die seit Jahren zu beobachtende Veränderung beim Weinabsatz. So sind nach Aldingers Erfahrungen mittlerweile eindeutig weiße Rebsorten gefragt, weltweit. Je leichter und schlanker, desto erfolgreicher. Und so haben längst Sorten wie Sauvignon blanc und Chardonnay auch am Kappelberg ihren festen Platz gefunden. Bei Aldingers werden mittlerweile 55 % der Rebfläche für weiße Sorten genutzt. Lediglich auf 45 % stehen noch rote Rebsorten, wovon 15% gerne auch schon mal als Rosé ausgebaut werden.


Einem dieser Weinschätze wurde sogar ein Film gewidmet, „Im Namen des Rosé“. Topaktuell. Er wird dieser Tage im BR, sowie auf 3sat ausgestrahlt und ist über die Mediathek der BR auch im Nachhinein noch ein Genuss. Am besten mit einem schönen kühlen Rosé im Glas.


Und dann wartet Aldinger doch noch mit einem Kuriosum auf. So verlangt vor allem der US-amerikanische Markt immer wieder nach Trollinger. Wenn da mal nicht dem Schwaben das Herz aufgeht. Wichtig ist nach Aldingers Beobachtung allerdings, dass Rotweine zwischenzeitlich gekühlt kredenzt werden. Lieber bei 16 °C als bei 18 °C. Schwere Barriqueweine natürlich ausgenommen.


An dieser Stelle verriet Aldinger eloquent einige Episoden aus dem heimischen Weinkeller. So hat die Experimentierfreude der Sprösslinge schon richtige Knüller hervorgebracht. Weine, die nicht nur die Zunge überraschen, sondern auch schnell solvente Weinkenner überzeugten.


Die überzeugten Kunden sind dann meist auch bereit einen entsprechenden Preis für eine Flasche zu bezahlen. Eine kostendeckende Preisstruktur ist für den nachhaltigen Fortbestand des Weinbaus unabdingbar. Nur so kann verhindert werden, dass auch in unserer Region 20% der Rebflächen verschwinden. Aldinger sieht hier mit Blick auf die solvente Kundschaft in der Region, insbesondere für Fellbach, zuversichtlich in die Zukunft.

 

Bericht und Bild: Tilmann Wied & Petra Hübner

Seitenanfang | Sitemap | Gästebuch | News | Newsletter | Impressum | Datenschutz | Kontakt | E-Mail
© 2024 NABU Fellbach