NABU Fellbach

Sie sind hier: Startseite » Aktuelles » Nachrichten »

Walk & Talk - Weinbau

Quo vadis – Was wird aus dem Weinbau am Kappelberg?

 

 

Bei hochsommerlichen Temperaturen fand kürzlich eine weiterer Wissensspaziergang am Kappelberg statt. Diesmal mit dem Thema „Pestizide im Weinbau“. Geführt vom etablierten Fellbacher Bio-Winzer Markus Heid. Organisiert im Rahmen der Reihe „Walk & Talk“ durch den SV Fellbach und dem NABU Fellbach.
 
Rund 16 interessierte Zuhörer und Mitwanderer erfuhren sehr viel Wissenswertes zur aktuellen Lage. Nicht zuletzt durch die geplante EU-Verordnung zum generellen Verbot von Spritzmitteln im Weinbau dürfte sich die Lage am Kappelberg völlig verändern. Zumal der Kappelberg ein sogenanntes Landschaftsschutzgebiet ist, wie im Übrigen nahezu das komplette untere Remstal mit seinen Randgebieten. Die Absichten auf EU-Ebene hängen förmlich wie ein Damoklesschwert über dem Fellbacher Weinbau. Egal ob konventionelle Betriebe oder Bio-Winzer. Diese sind genauso betroffen, da auch im Bio-Weinbau Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Freilich meist andere als im konventionellen Weinbau. Jedoch wirken sich auch diese auf die Böden aus.
 
Und damit war Markus Heid schon bei einer der möglichen Stellschrauben im Weinbau generell: Der Bodenbearbeitung. Beim Durchstreifen der Weinberge wurde hier so manche Besonderheit anschaulich erklärt. So sind die Böden mancher Weinberge frei von jeglichem Kraut, was beim nächsten Starkregen schnell zu Bodenerosion führt. Etliche Bio-Winzer haben daher schon die Bodenbearbeitung verändert und lassen einen Bewuchs zu. Gerne wird jede zweite Reihe mit insektenfreundlichen Wildblumen eingesät, die andere Reihe dient als Fahrstraße und wird regelmäßig gemäht. Auch hier kommt es auf die Technik an. Ziel ist es für jeden Bio-Winzer, die Böden im Laufe der Zeit in seiner Beschaffenheit und Biodiversität zu stärken. Denn gesunde, lockere Böden sind eine wichtige Voraussetzung für gesunde Reben.
 
Womit Markus Heid auch schon bei einer weiteren Stellschraube war. Bereits früh hat er mit der PiWi Sorte Regent experimentiert, als diese noch eine Nummer anstatt eines Namens trug. Weitaus wichtiger noch ist jedoch die Ausbildung. Das Wissen um den innovativen Bio-Weinbau muss fester Bestandteil in der Weinbau-Ausbildung werden. Hier ist noch reichlich Luft nach oben. Wenn der Weinbau eine Zukunft haben möchte, dann müssen die zukünftigen Wengerter*innen auch lernen diesen nachhaltig und schonend für die Umwelt zu betreiben.
 
Die schonenden Methoden im Bio-Weinbau führen zu einer höheren Wasserhaltefähigkeit der Böden. Damit bewahren sie schon heute viele Reben vor Trockenstress, der in den letzten heißen, regenarmen Sommern zugenommen hat. Bewässerungen von Weinbergen sind also keine Lösung, da es sich bei Weinreben um Tiefwurzler handelt, die sich ihr Wasser aus den Tiefen des Weinberges holen. Bei guter Bodenbearbeitung ist dies auch weiterhin möglich.
 
Und so blieb am Schluss noch die spannende Frage zu klären: Was wird aus dem Weinbau am Kappelberg, wenn tatsächlich die Spitzmittelverordnung der EU in geplanter Form verabschiedet wird?
 
Markus Heid sah erstmals an diesem Nachmittag sorgenvoll in die Zukunft. Wird sich doch mit diesem auch aus seiner Sicht völlig überzogenen Entwurf aus Brüssel vieles am Kappelberg verändern. Wie im Übrigen auch an vielen anderen Landschaftsschutzgebieten, egal ob an der Mosel, am Kaiserstuhl, in der Pfalz oder anderenorts. Laut Heid sollten halt alle etwas weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen und die Flächen nicht mehr so intensiv auf Ertrag optimieren. Damit wäre der Umwelt und der Artenvielfalt mehr geholfen als im Falle eines faktischen Verbots des Weinbaus in Landschaftsschutzgebieten.
 
Weniger ist manchmal mehr, allerdings wird dann so manches gute Tröpfchen sicher nicht mehr in den Gläsern der Weinliebhaber landen können.
Damit bleibt nur noch die vage Hoffnung, dass es ein Einlenken in Brüssel gibt und der Weinbau im Einklang mit dem Landschaftsschutz weiterhin möglich bleibt.
 
Text: Petra Hübner / Foto: Tilmann Wied

 

Seitenanfang | Sitemap | Gästebuch | News | Newsletter | Impressum | Datenschutz | Kontakt | E-Mail
© 2024 NABU Fellbach