Stromgewinnung aus Photovoltaik – Lohnt sich das?
Stromgewinnung aus PV-Anlagen ist so aktuell wie nie zuvor
Ein guter Ansporn für den SV Fellbach und den NABU Fellbach sich dem Thema im Rahmen der Serie „Walk & Talk“ zu widmen. Vor allem wenn man mit einem exzellenten Referenten aufwarten kann.
Und so fanden rund 15 Teilnehmer trotz wechselhaftem Wetter am vergangenen Sonntag den Weg zur neuen Kelter in Fellbach.
Dort nahm sie Franz Pöter, Geschäftsführer des Branchenverbands Solar Cluster Baden-Württemberg e. V. gekonnt mit ins Thema. Stromgewinnung aus Solaranlagen steht auf der politischen Bühne hoch im Kurs. Spätestens seit der Krise auf dem Energiesektor wird das Thema mittlerweile stark vorangetrieben. Gut so, denn es gibt viel Potenzial, auch in Fellbach. Lässt man den Blick über die Dächer der Stadt steifen, so entdeckt man viele geeignete Flächen. Doch so mancher Häuslesbesitzer mag noch zögerlich sein. Eine kommunale Förderung würde sicherlich so manchen überzeugen. Gute Beispiele dazu sieht man zum Beispiel in Stuttgart oder auch in Waiblingen.
Doch wie geht man am besten vor? Franz Pöter verrät hier, dass nicht nur die klassischen Süddächer bestens geeignet sind, sondern auch Dächer mit Ost-West-Ausrichtung. Diese profitieren sogar von einer zeitlich höheren Solarausbeute während des Tageslaufes der Sonne. Selbst nach Norden geneigte Dächer mit einer Neigung bis ca. 15 Grad sind noch geeignet. Neben den Dächern können natürlich auch die vielen Balkone und Terrassen zur Stromgewinnung genutzt werden. Hier werden im Regelfall zwei Module zusammengefasst und mit einem Modulwechselrichter versehen. Die Stromeinspeisung erfolgt direkt über eine Steckdose in das wohnungseigene Stromnetz. Wichtig: Auch die kleine PV-Anlage muss bei den Stadtwerken und im Marktstammdatenregister gemeldet werden. Und schon kann man Kühlschrank, W-Lan-Router und andere Stromabnehmer versorgen.
Doch lohnen sich Photovoltaikanlagen auch? Hier antwortet Franz Pöter mit einem klaren Ja. Die Stromgestehungskosten liegen beispielsweise für das Dach eines Einfamilienhauses aktuell bei etwa 12 Cent/kWh. Wird ein Teil des Stroms selbst verbraucht, vermeidet man den deutlich teureren Stromeinkauf. Für überschüssigen Strom gibt es eine Einspeisevergütung. Daher plädiert Pöter dafür die Dächer möglichst voll zu belegen. Denn jede Kilowattstunde Solarstrom reduziert die Treibhausgasemissionen. Und es ist davon auszugehen, dass unser Strombedarf tendenziell steigt, wenn für die Heizung die Wärmepumpe eingebaut und/ oder das E-Auto geladen werden soll.
Mehr als jede zweite PV-Anlage wird mittlerweile mit einem Batteriespeicher verkauft. Hier sollte man sich bzgl. des Speichervolumens, der Technik und der Wirtschaftlichkeit gut beraten lassen. Während man bei einer PV-Anlage von einer Lebensdauer von 30 Jahren ausgehen kann, liegen Speicher bei etwa 10 Jahren. Man muss den Speicher also immer wieder ersetzen was mit einkalkuliert werden muss.
Und wie sieht es mit Erleichterungen für Mietshäuser und Wohnungseigentümergemeinschaften aus?
Bislang ist die gemeinschaftliche Nutzung des Solarstroms kompliziert. Auf Bundesebene wird aktuell eine Photovoltaik-Strategie beraten. Im Entwurf finden sich Vorschläge die eine erhebliche Vereinfachung bedeuten würden. Pöter ist zuversichtlich, dass es Erleichterungen geben wird. Es wird aber noch etwas dauern, da die PV-Strategie im Mai beschlossen werden soll und danach eine Anpassung der Gesetze erfolgen wird.
Diskutiert wird auch eine bundesweite Photovoltaikpflicht, wie sie bereits in mehreren Bundesländern gilt. Baden-Württemberg ist mit seinen Gesetzen hier bereits aktiv geworden. So gilt bereits seit dem 01.05.2022 für alle neuen Gebäude und größere Parkplätze eine Solarpflicht. Seit dem 01.01.2023 wurde diese Pflicht auch auf Dachsanierungen erweitert.
Zu den Kurz-Inputs gab es während des Spaziergangs am Kappelberg reichlich Nachfragen und Diskussionen. Die Teilnehmenden berichteten von eigenen Erfahrungen und waren sich einig, dass der Photovoltaikausbau auch in Fellbach schneller vorangebracht werden muss.