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Ziegen auf der Steppenheide – die idealen Landschaftspfleger

 

Es war einfach perfekt am vergangenen Sonntag: das Wetter, die Landschaft und der Referent. Das freute auch die Veranstalter der Reihe „Walk & Talk“: den SV Fellbach und den NABU Fellbach.

Schon vor dem eigentlichen Start gab es eine Zugabe. Heiner Negele, passionierter Tierhalter und Naturschützer erläuterte auf sehr unterhaltsame Weise die Vorzüge von Hornissen. Wer hätte schon gedacht, dass diese großen Insekten hervorragende Nützlinge sind. Solange sie sich nicht im heimischen Rollladenkasten ansiedeln. Dann hilft nur noch schnelles Handeln und frühes Versetzen. Durch einen Fachmann.

Doch damit nicht genug. Die rund 20 Teilnehmer erlebten satte drei unterhaltsame und lehrreiche Stunden. Und das inmitten der Ziegenherde auf der Steppenheide. Während dieser geführten Exkursion lies Heiner Negele keine Gelegenheit aus, aus seinem gut gefüllten Wissens- und Erfahrungsschatz zu berichten.

Dass die Ziegen der Steppenheide sichtlich guttun, konnte man aus nächster Nähe sehen. Sorgen sie doch mit ihren feinen Hufen und ihrer unglaublichen Wendigkeit für die perfekte Bodenbearbeitung des Naturreservates. Auch der große Appetit auf Büsche und Gräser sorgt für eine naturnahe Steppenlandschaft. Keine Maschine würde dies so gut schaffen.

In Folge der guten Bodenbearbeitung und natürlichen Düngung entwickeln sich von Jahr zu Jahr mehr Pflanzen, die anderenorts keine Chance haben. Und so konnten die Teilnehmer reichlich Wiesensalbei, Pfeifengras, Hornklee und vieles mehr sehen. In wenigen Jahren dann auch wieder den Natternkopf, so hofft Negele. Diesen versucht er über gezielte Beweidung vom Korber Kopf aus auch wieder auf dem Kappelberg anzusiedeln, über seine Ziegen. Oder besser gesagt über das, was hinten mitunter rausfällt. Die perfekte Landschaftspflege eben.

Staunend hörte die interessierte Gruppe, dass es mindestens sechs Jahre braucht, bis die einst vorhandene Artenvielfalt auf der Steppenheide wieder hergestellt ist. So wie früher, als der gesamte vordere Kappelberg eine offene steppenartige Landschaft war, die von den Fellbacher Bauern als Hutegebiet genutzt wurde.

Mit ein wenig Glück siedeln sich auch wieder mehr seltene Insekten und Reptilien an. Echsen und Schlingnattern haben in den offenen, sandigen Abbruchkanten bereits wieder eine Heimat gefunden. Wildbienen und Hummeln ebenso. Und kaum hat Negele dies erklärt, flog auch schon eine Kuckuckshummel heran. Und zack, war sie eingefangen. Mit bloßer Hand. Wir konnten gerade einen Blick erhaschen und schon flog sie davon. Und dank Heiner Negele wussten wir nun alle über die Besonderheiten dieses trickreichen Insektes.

Und dann verriet Negele noch einen seiner größten Wünsche. Das sich der Wiedehopf hoffentlich wieder in der Region ansiedelt. Hat doch bereits 2018 ein Brutpaar im unteren Remstal drei Jungvögel großgezogen. Der prächtige Vogel hat allerdings nur dann eine Chance bei uns wieder heimisch zu werden, wenn seine Nahrungsgrundlage gesichert ist. Und dazu braucht es artenreiche und wertvolle Habitate wie die Steppenheide. Neben dem Wiedehopf sind noch viele andere mittlerweile seltene Vögel wie z.B. der Neuntöter, Mönchsgrasmücke und Zaunkönig auf artenreiche naturnahe Flächen angewiesen.

Und so können selbst kleine Blühflächen helfen, diesen Tieren eine Lebensgrundlage zu sichern. Wenn sie nicht mitten in der Blüte gedankenlos niedergemäht werden. Naturschutz fängt im Kleinen an und kann sich großartig entwickeln. Bei gutem Willen und entsprechendem Wissen.


Bericht: Petra Hübner / Foto: Detlef Kunert

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