NABU Fellbach

Vogelschutzgebiet - Vögel im Hartwald - Halsbandschnäpper

 

Der Halsbandschnäpper ? ein halsbrecherischer Flugakrobat

Seltene Rote Liste-Art ist einer der wichtigsten Vertreter im Vogelschutzgebiet Hartwald

Fellbach. Als ornithologisches Juwel gilt dieser exklusive Vogel. Er zählt zu den Top-Arten, wegen denen in Oeffingen ein europaweites Schutzgebiet ausgewiesen wurde. Der Höhlenbrüter kommt nur in Süddeutschland vor und findet in den Streuobstwiesen einen optimalen Lebensraum.

Die wenigsten wissen überhaupt, dass es ihn gibt. Die meisten haben ihn gar noch nie gesehen. Er gehört zu den echten Raritäten in der Vogelwelt: der Halsbandschnäpper. Dieser etwa meisengroße Vogel kann trotz einer gewissen Farblosigkeit als eine echte Schönheit gelten. Sein schwarz-weiß gefärbtes Gefieder ist sehr hübsch gezeichnet, auffallend ist der namensgebende weiße Halsring. Dieser fehlt dem nahe verwandten Trauerschnäpper. Sein Gesang ist eine Aneinanderreihung hoher Töne, mit eingebauten Tonleitern und Kadenzen, eine feine helle Stimme, die jedoch für viele menschliche Ohren bereits zu hoch ist. Auch wenn andere Arten mit buntem Gefieder glänzen und mit lautstarken Stimmen auf sich aufmerksam machen, in einem Punkt bleibt der Halsbandschnäpper konkurrenzlos: Seine Flugkünste lassen jeden anderen Vogel als lahme Ente daherkommen. Von seinem Ansitz aus ? meist ein dürrer Zweig oder die Spitze eines Baumes ? hält er Ausschau nach passender Beute. Kommt ein Insekt des Weges, stürzt er sich in halsbrecherischem Tempo hinterher, um es in eleganten Manövern förmlich aus der Luft zu pflücken. Die kleine Flugshow, bei der immer wieder sogar echte Loopings zu beobachten sind, endet häufig wieder auf dem gleichen Zweig.

Doch nicht nur seine enormen Flugkünste auf kurzen Strecken begeistern. Auch die Tatsache, dass der kleine Vogel jedes Jahr fast einmal um die Erde fliegt, kann für Bewunderung sorgen. Das Winterquartier des fleißigen Fliegers liegt in Afrika, südlich der Sahara, da kommen fast 10 000 Kilometer für eine Richtung zusammen. Doch so schön der Winteraufenthalt in Afrika ist, bei der Ankunft in der Heimat beginnen die Probleme. Die erste Schwierigkeit, vor die der Langstreckenzieher gestellt wird, ist es, eine passende Behausung zu finden. Da Halsbandschnäpper erst Anfang Mai heimkehren und nur in Höhlen brüten, haben sie oft das Nachsehen. Stare, Sperlinge, Meisen und andere Höhlenbrüter haben sich dann längst breit gemacht. Nistkästen bieten da eine unverzichtbare Unterkunft, häufig ist sind die Schnäpperpopulationen lokal sogar von künstlichen Nisthilfen abhängig.

Das zweite Problem ist Verfügbarkeit von Nahrung in Form von fliegenden Insekten, vor allem zur Zeit der Jungenaufzucht im Frühsommer. Hier kämpft der Spätankömmling gegen den Klimawandel, denn die Temperaturen und damit die Hauptzeit von Fluginsekten erreichen immer früher im Jahr optimale Werte. Die Vogelwelt kann sich darauf nicht schnell genug einstellen. Eine Studie am Trauerschnäpper, einer sehr nahe verwandten Art, erbrachte, dass dieser sehr stark unter solchen Veränderung zu leiden habe. Beim Halsbandschnäpper indes scheint sich jedoch in Oeffingen trotz dieser Schwierigkeiten ein insgesamt eher positiver Bestandstrend abzuzeichnen. Allerdings war das Frühjahr 2009 eines der schlechtesten seit langem. Die Situation am Hartwald war bisher aufgrund der vielen Spechte sehr günstig. Diese zimmern zahlreiche Höhlen, in die wiederum viele andere Vogelarten als Nachmieter einziehen können. Auch die Nahrungssituation ist aufgrund der sonnigen Südlage und der Nähe zum insektenreichen Hartwald bestens. Kein Wunder, dass der Halsbandschnäpper hier höchste Dichten erreicht.

Das Gebiet kann sich diesbezüglich durchaus mit den Top-Regionen messen. Deutschlandweit kommt die extrem selten Art praktisch nur in Baden-Württemberg vor und hier nur in einem schmalen Band entlang des Albtraufs und des mittleren Neckartals, im Rems- und Filstal. Er bevorzugt dabei halboffene Wälder und vor allem Streuobstwiesen, die diesem Landschaftscharakter am ehesten entsprechen. Vogelkundler aus ganz Deutschland, ja sogar Birdwatcher aus Großbritannien reisen extra nach Süddeutschland, um diese absolute Rarität unter den Vogelarten zu Gesicht zu bekommen. Alle Fellbacher haben es da wesentlich einfacher: Sie müssen einfach nur 'mal auf eine Vogelführung des NABU Fellbach mitgehen. Anfang Mai ist die beste Zeit, das seltene Juwel gezeigt zu bekommen.


(wenn Sie das Bild anklicken, können Sie den Gesang hören!)

Fotos (M. Eick):
Keiner fliegt so wendig wie er ? der Halsbandschnäpper.
Der hübsche Halsbandschnäpper brütet in alten Obstbäumen mit Spechthöhlen oder in Nistkästen.

Informationen:
Auch in der Wikipedia gibt es einen Artikel über den Halsbandschnäpper.

Ohne Nistkästen wäre die Art vielleicht schon in Fellbach ausgestorben. Der NABU freut sich daher über Spenden zur Unterstützung des Projekts unter der Kontonummer 2044019 bei der Kreissparkasse WN (BLZ 602 500 10), Stichwort Höhlenbrüter.

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