Die Fellbacher Weingärtner im Wandel der Zeit
Die Fellbacher Weingärtner im Wandel der Zeit
Eine Genossenschaft ist auch in heutiger Zeit eine attraktive Vereinigung von Mitgliedern mit gleichen Interessen. Dies wurde schnell klar, als sich die rund 15 Teilnehmer des ersten walk & talk 2025 bei frischem Wetter am Fuße des Kappelbergs einfanden.
Doch sowohl das Thema wie auch der Referent lockte das Publikum. Und so führte der ehrenamtlich tätige Vorstandsvorsitzende Tom Seibold eloquent und mit viel Fachwissen die wackere Gruppe durch die Weinberge.
Es war ein wahrer Hörgenuss. Viele wussten zwar, dass die Fellbacher Weingärtner eG schon lange bestehen. Das sie allerdings die älteste durchgehend bestehende Genossenschaft in Württemberg ist, war so manchem nicht bewusst. Bereits 1858 gründete der damalige Oberlehrer Wilhelm Amandus Auberlen die Vereinigung. So war es für viele kleine Wengerter erstmals möglich, ihre Erträge wirtschaftlich in Wein umwandeln zu lassen. Die
Qualitäten waren seinerzeit noch völlig anders als heute.
1938 entschieden sich die Genossen zum Bau der Neuen Kelter. In dieser wurden bereits zwei Jahre später die ersten Erzeugnisse eingelagert und mit zunehmender Kellerkunst zu Wein ausgebaut. Heute, also fast 170 Jahre nach ihrer Gründung umfasst die Genossenschaft rd. 200 Mitglieder, von denen 120 jedes Jahr aufs Neue ihre Trauben anliefern. Und dabei der Genossenschaft gegenüber sehr treu sind. Viele Wengerter sind bereits über Generationen der gemeinsamen Idee verbunden. Abwanderung gibt es nicht sehr häufig. Der Grund mag auch in der Sicherheit liegen, die eine Genossenschaft bieten kann.
Vor allem für die Wengerter mit kleinen Flächen – die Kleinste beträgt 7 ar – ist die Genossenschaft daher ein echter Glücksfall. Profitiert man doch von der gemeinsamen Nutzung so manchen Gerätes und natürlich der Verarbeitung. Auch der Austausch untereinander bringt die Genossen voran und sorgt für immer bessere werdende Qualitäten. Und so findet man in den Regalen der Verkaufsstelle auch Premiumweine, die sich für besondere Anlässe bestens eignen.
Aktuell werden ca. 190 ha bewirtschaftet und die Weinberge sind landschaftsprägend. Bei den Weinen geht der Trend immer mehr zu weißen Rebsorten und so werden zwischenzeitlich neben Riesling, Weiß- und Grauburgunder, Chardonnay, Sauvignon blanc auch zunehmend pilzresistente Sorten wie z.B. Sauvitage oder Cabernet blanc angebaut. Bei der Neupflanzung eines Weinberges gibt die Genossenschaft dabei die Bandbreite der neu zu pflanzenden Rebsorte vor. Denn auch das ist eines der Markenzeichen einer Genossenschaft: Die Weine müssen der Nachfrage entsprechen. Hat sich diese doch stark verändert und der Wandel schreitet weiter
voran. Angesichts der enorm hohen Rebflächen, die beispielsweise aktuell im Bordeaux gerodet wurden und noch werden, immerhin 30.000 ha, tragen die Fellbacher Genossen eine hohe Verantwortung. So manches ihrer Mitglieder lebt vom Weinbau und ist auf ein gutes Gespür und Geschick der Fellbacher Weingärtner eG angewiesen.
Das dies immer wieder gelingt, konnten die interessierten Teilnehmer zum Abschluss selbst probieren. Tom Seibold schenkte im wohlig warmen Verkaufsraum einige leckere Tröpfle ein und rundete damit seinen wunderbaren Ausflug in die Fellbacher Genossenschaft ab. Perfekt passend zum diesjährigen internationalen Jahr der Genossenschaften.
Bericht und Bild: Petra Hübner (NABU) & Tilmann Wied (SV Fellbach)