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Walk and Talk - Fair Trade

Nachhaltig und aktuell wie nie

 

 

Bei schönem Spätsommerwetter fand zum 5. Mal in 2023 ein Spaziergang mit Diskussion der Reihe Walk & Talk statt. Diesmal mit dem Thema „Fair Trade“. Als kompetente Referentin stand Sarah Kruner zur Verfügung. Sie ist im Vorstand des Vereins für eine gerechte Welt, der auch den Fellbacher Weltladen betreibt und hat auch in Ihrem Beruf mit Nachhaltigkeit in den Lieferketten zu tun.
 
Als Einstieg erfuhren die Wandernden erst einmal einige Fakten. So macht Kaffee über 30% der fair gehandelten Produkte aus, wobei nur gut 5% des getrunkenen Kaffees in Deutschland fair ist. Leider ist die Tendenz hier rückläufig, obwohl die Qualität keine Wünsche offen lässt. Am Beispiel Kaffee wurde die Idee hinter fairen Produkten erklärt. Nur etwa 6% der Wertschöpfung verbleibt beim Bauern. 8% geht an den Landeigentümer und gute 40% ist der Aufwand für Transport, Zölle etc. Der Rest wird dann im Handel fällig. Es ist also gar nicht so preisrelevant ob der Bauer 5% oder 10% erhält, um faire Arbeitsbedingungen zu schaffen. Der momentane Preisanstieg beim Kaffee hat leider damit nichts zu tun, sondern mit Klimawandel bedingten Missernten. Daher hob Sarah Kruner auch hervor, dass im fairen Handel nicht nur die Arbeitsbedingungen verbessert werden, sondern die Produzierenden auch bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden, z.B. durch Anbau von Misch- statt Monokulturen in sogenannter Agrofostwirtschaft. Ein agieren auf Augenhöhe und ehrliche Beratung ermöglicht den Bauern vor Ort ein nachhaltiger Erhalt ihrer Lebensgrundlage.
 
In der Diskussion kam auch die Frage der Siegel zur Sprache. Sie kosten die Erzeuger Geld und sind daher nicht für alle leistbar. Zudem ist die Bedeutung von Siegel unterschiedlich und ihre Glaubwürdigkeit beruht auf Kontrollen. Grundsätzlich geht es bei Siegeln darum, bestimmte Standards sicher zu stellen. Im Weltladen wird nur auf bestimmte Siegel gesetzt. Zudem überzeugt man sich z.B. durch Kontakt zu den Herstellern, von deren Prinzipien. Das lässt sich übertragen. Wenn ein Verbraucher den Erzeuger womöglich kennt und sich selbst von den Produktionsbedingungen ein Bild machen kann, ist das die kürzeste Kette und damit ein Vorteil von lokaler Beschaffung. Kruner wies darauf hin, dass biologischer Anbau für Mensch und Natur zu bevorzugen ist. Auch im fairen Handel ist noch nicht alles Bio, aber Umweltschutz ist eines der 10 Prinzipien im fairen Handel und Erzeuger werden bei der Umstellung unterstützt. Dem Weltladen Team ist wichtig, dass faire Produkte nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum lokalen Markt gesehen werden.
 
Ein kurzer Ausflug in die Geschichte des fairen Handels, der aus der Arbeitsschutz und Gleichstellungsbewegung kam motivierte zu der Frage wo die regionalen Schwerpunkte liegen. Die ersten Fair-Handelsorganisationen wurden in UK und USA gegründet und haben sich im globalen Norden ausgebreitet. Ihr Ziel war es, Produktionsbedingungen im globalen Süden zu verbessern und den Produzenten einen Zugang zu Kunden im globalen Norden zu ermöglichen. Diese Aufteilung in Nord und Süd besteht noch heute, allerdings gibt es auch immer mehr faire Produkte aus Europa, z.B. Olivenöl oder Nudeln. Das zeigt, dass auch in Europa und sogar in der direkten Nachbarschaft nicht immer alles gut ist. Insbesondere in der Landwirtschaft und im Dienstleistungsbereich gibt es immer noch viel zu tun, um faire Bedingungen für alle Arbeitskräfte zu schaffen. Dies leuchtete den Spazierenden sofort ein und es kamen viele Anregungen aus dem persönlichen Erfahrungsschatz als Beispiele in denen etwas nicht gut läuft.
 
Am süßen Beispiel Schokolade, welche neben leckeren Mango Scheiben ebenfalls gekostet werden durfte, wurde anhand der Fakten schnell ein weiteres Problem klar. Die Teilnehmer waren ausnahmslos überrascht vom Fakt, dass Deutschland weltweit der größte Exporteur von Schokolade ist (bezogen auf das Jahr 2021, Quelle Statista) . Obwohl ja hier zu Lande kein Kakao wächst. Um dem globalen Süden und generell ärmeren Regionen, auch in Europa zu helfen muss die Wertschöpfung in den Ländern verbleiben die die Rohstoffe haben. Dadurch werden Lieferketten kürzer und effizienter. In der Diskussion wurde auch argumentiert, dass dadurch weniger Transporte und mehr Klimaschutz erreicht wird. Mehr Klimagerechtigkeit bedeutet auch mehr Handelsgerechtigkeit, so Kruner. So schließt sich der Kreis und der Weltladen hat Schokolade im Angebot bei der genau dieses praktiziert wurde – das Team berät gerne.
 
Wie meist beim Walk & Talk, organisiert vom SV Fellbach in Kooperation mit dem NABU Fellbach, war das knappe Dutzend Teilnehmenden auch am Ende der Veranstaltung noch mitten in Diskussionen, die bei einem lokal produzierten Glas Wein in der späten Sommersonne fortgeführt wurden.
 
Foto: Tilmann Wied

 

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